Die Spitzenhaube und ihre Geschichte
Die Geschichte der Haube beginnt 1850. Zu dieser Zeit setzten die Frauen ein einfaches schwarzes Häubchen auf, das den Haarknoten hinter einem roten Zopf verbarg. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erhob sie sich ein wenig und wurde zur kleinsten der bigoudenischen Hauben. Sie war aus weißer Spitze und über der Stirn mit einer kleinen Zacke genannt “Beg” oder “Bigou” versehen. Daher kommt wahrscheinlich auch das Wort “Bigoudene”!
Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch begann die Haube zu wachsen. Sie war weiß, fein bestickt, und die früheren Bänder wurden von da an ebenfalls bestickt. Im Rhythmus der Jahre und der jeweiligen Mode wurde die Haube 5 cm hoch, dann 10 cm, dann 20 cm… Und es dauerte knapp eine halbe Stunde, um sie aufzusetzen.
In den Jahren 1940 bis 1960 erreichte die Haube stolze 30 cm. Aber nach und nach trugen die Frauen sie nicht mehr jeden Tag. Etwa zur selben Zeit entstanden Trachtengruppen und Bretonische Orchester (Bagad), die die Traditionen pflegten und die regionale Kultur weitergaben. Hier lernt man das Sticken, wie man eine Tracht näht, man lernt die Tänze oder ein Instrument zu spielen. So eignen sich heute die Jüngeren die Kultur an, und so lebt sie weiter!
Eine eigene Kultur
Im Land der Bigoudenen wird die Haube schon lange nicht mehr täglich getragen. Doch weshalb wurde sie überhaupt so groß? Mit viel Stolz hatte man sie schon immer getragen, doch so hoch wurde die Haube tatsächlich durch den Spaß der jungen Mädchen am gegenseitigen Wetteifern. Heute wird die Haube gut im Schrank aufbewahrt, aber nicht vergessen!
Die Haube erzählt die Geschichte der bigoudenischen Frauen, die sie je nach Mode anpassten und weiterentwickelten. Diese Haube ist ein Symbol, sie ist Teil der regionalen Erinnerung. Den jungen Mädchen der Region, wagemutig, stolz und echte Persönlichkeiten, verdankt sie ihre Höhe. So wurde die Haube zur Signatur und weit über das Pays Bigouden hinaus durch Unkenntinis sogar zum Symbol für die ganze Bretagne.
Die Tracht spiegelt die Geschichte der ganzen Region wider - man arbeitete damit, stellte sich den wechselnden Lebensumständen oder trug sie bei regionalen Festen. Wenn Sie die Region besichtigen, achten Sie auf die bigoudenische Kunst der Stickerei und auf ihre Motive, deren subtile Spuren an vielen Orten zu finden sind. Die Tracht wird zwar nicht mehr täglich getragen, aber die Traditionen werden weiter hochgehalten. In Museen und in den Bretonischen Orchestern "Bagad", in den Tanzgruppen und in den Stickerkursen: die Tracht wird ausgestellt, bewahrt, neu verarbeitet, manchmal zweckentfremdet und immer wieder gefeiert.
Also suchen Sie nicht die letzte Bigoudenin, sondern machen Sie sich auf die Suche nach der Jugend, die die Fackel heute übernommen hat und auch aus der Geschichte zu berichten weiß. Bei regionalen Vereinen werden außerdem Stickerei-Kurse angeboten (fragen Sie nach!)
Wussten Sie's?
Vor der Französischen Revolution von 1789 war die Tracht der bretonischen Bauern nicht bestickt. Danach befreiten sich regelrecht sowohl die Tracht als auch die Stickerei, und eine echte regionale Identität entstand.
Die Kleidung war aus schwarzem Stoff, und der Fronteinsatz zusätzlich mit Leinen gefüttert. Alle Trachten wurden von Männern bestickt: schließlich musste der dicke Stoff durchbohrt werden, und man brauchte eine gewisse Kraft, um die Nadel zu führen. Die Sticker, genannt «Tennerrien Neud» (Fädenzieher), wurden von den Familien jeweils nach Hause eingeladen, wenn ein Familienfest wie eine Kommunion oder eine Hochzeit anstand, und sie blieben, bis die Tracht fertig war.
Meist arbeiteten sie auf dem Boden mit gekreuzten Beinen, einsam über ihr Werk gebeugt, und verteilten die Motive je nach Bedeutung und Reihenfolge und je nach dem sozialen Rang der Gemeinschaft und der Habe des jeweiligen Kunden.
Die bigoudenischen Sticker «Tennerien Neud» bildeten eine starke und originelle Innung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte sie im Raum Pont-l’Abbé sehr viele Mitglieder, von denen manche ein Geschäft und eine Werkstatt mit mehreren Abeitern besaßen. Sie wussten auch früh über die neuesten Tendenzen der Pariser Mode Bescheid, und über sie erschienen in der Bretagne neue Stickerei-Motive oder ein neuer Stil.
Wo kann man Bigoudenische Hauben sehen?
- Im Musée Bigouden, Vorführung der traditionellen Gesten: Bügeln und Aufsetzen der Haube, Stickerei. Juli und August
- Montags im Sommer, um 18h im Hafen von Lesconil: Trachtenumzug und Schnupperkurz Bretonische Tänze, gratis
- Großer Umzug beim Festival Fête des Brodeuses, Mitte Juli
- Umzug Terre Mer in Penmarc’h
- Mondial Folk in Plozévet: 3. August-Wochenende